Um das neunte Lebensjahr herum durchleben die Kinder eine Entwicklungsphase, in der ihr selbstverständliches Sich-Verbunden-Fühlen mit der Welt abreißt. Die Waldorfpädagogik bezeichnet diesen Entwicklungsschritt auch als „Rubikon". Die Kinder empfinden in dieser Zeit häufig eine große Verunsicherung in ihren Beziehungen zu Mitmenschen und ihrer Umwelt. Daher ist in der zweiten/dritten Klasse die Hausbauepoche ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts.
Die Kinder lernen nun besonders die praktische Arbeit kennen und schlagen eine neue Brücke zur Welt, indem sie sich tätig mit ihr verbinden.
Die Klasse 2/3 der Klassenlehrerin Monika Freiling beteiligte sich an der Aktion „Tulpen für Brot“.
Im Gartenbauunterricht wurden die Tulpenzwiebeln mit Frau Meyer gepflanzt und im Folientunnel den Winter über gepflegt. Die Kinder konnten so miterleben, wie sich aus einer Zwiebel langsam eine Blume entwickelt.
Unverhofft konnte ich in den Februarwochen eine kleine Tierkunde-Epoche in der Klasse 4/5 erteilen. In dieser Epoche ging es darum, den Zusammenhang von Mensch und Tier ein stückweit zum Erleben zu bringen. Ausgehend von einer Dreigliederung der menschlichen Gestalt in Kopf, Rumpf und Gliedmaße haben wir gewissermaßen den Menschen im Tierreich gesucht.
Es klingelt, mein Sohn steht in der Tür. Das Erste, was ich zu sehen bekomme, ist ein gestricktes Huhn: „Mama, das habe ich ganz alleine gestrickt!"
Stolz wird mir erklärt, wie aus dem Wollfaden vom Knäuel, aus Schlingen und Maschen dieses Huhn entstanden ist. Ich bin begeistert und wir taufen unser Huhn „Petunia“. Petunia sitzt nun bei uns auf dem Küchentisch. Sie soll aber nicht alleine bleiben. Denn als nächstes auf der Agenda steht der „bunte Ball“.
Der Handarbeitsunterricht findet jeweils mit drei Stunden pro Woche statt. Frau Schnackenberg übernimmt in Klasse 2/3 die Anleitung und bringt den Schülern anhand von ausgewählten Objekten die Stricktechniken bei. Jeder Schüler benutzt seine eigenen, selbstgefertigten Stricknadeln aus Holz. Sie wurden in der ersten Klasse aus Rundhölzern gefertigt. Diese wurden angespitzt und mit Schafwolle gefettet. An das Ende kam noch eine Perle und fertig war das eigene Strickwerkzeg.
Der Ball ist gerade vor Weihnachten fertig. Nun geht es weiter mit einem Zwerg oder einer Flötentasche. Was auch immer es werden mag, wir warten gespannt auf das nächste Strickobjekt und freuen uns über den schönen Anblick der selbst gestrickten Kunstwerke.
Text und Foto: Laura-Marie Schlegel