Ein Freitag im September. Die Schüler*innen der 2/3 kamen wie immer zur Schule, doch statt in den Klassenraum zu gehen, fuhren sie in den Wald.
Der Wildnispädagoge Jens Schuler erwartete die Klasse. Nach einem Waldrundgang und ein paar grundlegenden Verhaltensregeln, wie zum Beispiel das Sammeln der Gruppe beim Ertönen des Kuckucksrufes von Jens Schuler, standen einige Bewegungsspiele auf dem Programm.
Dann wurden die Kinder für den restlichen Tag in Gruppen aufgeteilt. Alle bekamen eine geheime Karte, auf welcher der Name eines Waldtieres stand. Dann wurden allen die Augen verbunden und jede*r machte das Geräusch des Tieres auf seiner Karte. Nun mussten die Kinder sich anhand der Geräusche in ihrer Gruppe finden. Klassenlehrerin Monika Freiling versammelte die Froschgruppe um sich. Praktikantin Anna war für das Wolfsrudel zuständig. Betreuerin Sylvia Schuler arbeitete mit den Eulen und Englischlehrerin Magda Kačičnik hatte die Raben unter ihren Fittichen.
Dann sollte es ans Tipibauen gehen. Während Jens Schuler erklärte, worauf beim Höhlenbau im Wald zu achten ist, konnte man beobachten, wie unterschiedlich die Kinder das Erzählte aufnahmen. Während einige still und interessiert zuhörten, bauten andere bereits in Miniatur nach, was erzählt wurde. Ein wichtiges Kriterium beim Bauen ist, das Tipi nur so hoch zu errichten, dass man gerade drinnen liegen kann. Und es sollte nur so lang sein, dass gerade der ganze Körper hinein passt. Dann kann man den Innenraum mit seinem Körper gut aufwärmen.
Nun ging es an die Arbeit, die vier Gruppen sollten ein eigenes Tipi bauen. Die Gruppen verteilten sich dabei so weit im Wald, das sie sich untereinander kaum sehen und hören könnten. Alle Schüler*innen waren sehr fleißig und beherzigten die Ratschläge ihres Wildnispädagogen. So entstanden in der nächsten Stunde sehr individuelle und doch ähnliche Tipis. Das Gerüst wurde aus dicken Stöcken gebildet, danach folgten dünnere Stöcke und zum Schluss eine dicke Schicht Blätter. Auch der Innenraum wurde mit Blättern aus gepolstert. Dann ertönte der Kuckucksruf und alle Schüler*innen versammelten sich. Gemeinsam wurden die Tipis begutachtet.
Nach einer Trinkpause versammelten sich alle im großen Waldtipi. Hier durften die Kinder erleben, wie man draußen Feuer macht. Und die Kinder lernten ein Lied über das Feuer. Dies soll helfen, die Feuergeister um Unterstützung zu bitten. Es wurde ganz still, während alle gemeinsam sangen:
„Kleine Flamme, kleine Flamme,
zünd´ mein Feuerholz an.
Feuergeist sing, Feuergeist tanz,
Feuergeist, du bist mein.“
Jens Schuler drehte den Feuerquirl mit einem Bogen auf dem Holz. Es entstand Kohlestaub, diesen schüttet er in ein Knäuel aus getrocknetem Gras. Er wedelte das Gras hin und her und pustete kräftig und auf einmal fing es Feuer. Er legt den Feuerball auf die Feuerstelle und stützte kleine dünne Äste daran. Dann folgen immer dickere Äste bis das Feuer richtig brannte.
Nun ging es ans Kochen. Monika Freiling bereitete mit den Fröschen mit Käe überbackenes Fladenbrot zu. Die Eulen schnippelten Kartoffeln, welche Sylvia Schuler über dem Feuer im Tipi zu Pommes frittierte. Praktikantin Anna streifte mit dem Wolfsrudel und in Begleitung von Jens Schuler durch den Wald und sucht Wildkräuter für den Kräuterquark. Gefunden wurden Gundermann, Oregano, Franzosenkraut, Brennnessel, Schlangenknöterich, Sauerampfer, Taubnesseln und Vogelmiere. Die Kinder konnten alles probieren, in den Händen reiben und daran riechen. Sie bekamen erklärt, woran man erkennt, dass es das richtige Wildkraut ist. Anschließend wurde alles klein geschnitten und mit Quark verrührt.
Magda Kačičnik bereitet mit den Raben einen sehr leckeren Salat zu. Herrliche Düfte strömten durch den Wald. So langsam bekamen alle Hunger. Aber es brauchte so seine Zeit bis alles fertig war. Um sich die Zeit zu vertreiben, gingen einige Kinder noch eine Runde im Wald toben und schaukeln, andere zogen sich zurück und flochten Gräser oder bewachten das Feuer. Dann war es endlich soweit. Nach einer gemeinsamen Dankbarkeitsrunde im Tipi, welche in Wildniscamps Tradition hat, und nach dem Tischspruch der Klasse 2/3 durften alle essen. Es schmeckte köstlich und so konnte die Klassenlehrerin um 15:30 Uhr eine Schar satter, müder, aber zufriedener Kinder ins Wochenende entlassen.
Bericht und Fotos: Marieke Bielefeld